Die wichtigsten geschichtlichen Daten im Überblick
- 1273 - Erste urkundliche Erwähnung als "oppidum Wurzun"
- 1333 - Verleihung der Memminger Stadtrechte durch Kaiser Ludwig von Bayern
- 1514 - Einführung der Leinwandschau (Prüfung)
- 1515 - Erbauung des Frauenklosters Maria Rosengarten
- 1525 - Bauernkrieg mit Schlacht am Leprosenberg
- 1637 - Im 30jährigen Krieg (1618-1648) durch Kriegseinwirkungen und Seuchen nur noch 19 Bürger
- 1675 - Entstehung der Herrschaft Waldburg-Zeil-Wurzach
- 1806 - Die Herrschaft Wurzach kommt unter württembergische Landeshoheit
- 1903 - Erlöschen der Linie Waldburg-Zeil-Wurzach
- 1904 - Eröffnung der Bahnlinie Roßberg/Wurzach
- 1936 - Abgabe der ersten Moorbäder in Maria Rosengarten
- 1950 - Verleihung des Prädikates "Bad"
- 1972 - Gemeindereform
- 1996 - Stadtsanierung
Das Stadtwappen
Das nicht alltägliche "Wappentier" der Stadt Bad Wurzach, führt immer wieder zu Nachfragen, warum denn eine Stadt im württembergischen Allgäu - weit weg von jeglicher Küste, höchstens noch mit -Bezug zum "Schwäbischen Meer" - denn einen Krebs im Wappen führt.
Eine Sage erzählt, dass es einst in der Wurzacher Gegend aus unerfindlichen Gründen keine Tiere mehr gegeben habe. Aber nach langer Zeit verirrte sich ein Krebs von weit her auf der Wiese vor der Stadt und wurde zur Sensation der Wurzacher Bürger. Schnell umringt und viel bestaunt versuchte das Tier, sich in gewohnter Weise rückwärts kriechend aus der Affäre zu ziehen. Die Wurzacher meinten, der Krebs wolle den alten Achtertanz vorführen und klatschten den Takt dazu. Doch als der "Vortänzer" immer nur rückwärts marschierte, rief das enttäuschte Publikum: "It alleweil hintersche! Au vorwärts, wie sich´s ghört!" Der Krebs wackelte aber bloß mit seinen Scheren und setzte seine vielen Beine unbeirrt und stur immer nur nach hinten. "Wenn es au net richtig tanze ka, so muss des doch a ganz bsonders Tierle sei", sagten schließlich die Wurzacher und beschlossen, dass der Krebs künftig das Wappentier ihrer Stadt sein sollte. Tatsächlich zeigt schon das älteste bekannte Exemplar des Wurzacher Stadtsiegels vom Jahr 1335 einen aufrechten Krebs. Die Wahl dieses Tieres als Kennzeichen der Stadt Wurzach bedarf jedoch keiner sagenhaften Erklärung, denn sie hat offensichtlich einen viel einfacheren Grund: Die durch die Stadt fließende Ach war noch bis ins letzte Jahrhundert wegen der besonders zahlreich darin lebenden Fluss- oder Edelkrebse bekannt, die beliebte Handelsobjekte waren. Für die Jahre 1522 bis 1524 ist in der Wurzacher Stadtrechnung der Verkauf von jeweils 1200 bzw. 1300 Flusskrebsen an die Stadt Memmingen nachgewiesen.
Bis heute blieb der Krebs als Siegel- und Wappensymbol der Stadt Wurzach bzw. Bad Wurzach aktuell, doch im Laufe der Zeit wurden verschiedene Darstellungen gebraucht.
Ein mit der Jahreszahl 1588 gekennzeichnetes Stadtsiegel zeigt in einem damaszierten Wappenschild einen mit drei hintereinander kriechenden Krebsen belegten Schrägbalken. Seit dem Dreißigjährigen Krieg wurde ein neues, nur leicht verändertes Hauptsiegel verwendet, das die drei Krebse in einem Schräglinksbalken abbildet. Doch in dem spätestens seit 1688 für weniger wichtige Beurkundungen eingeführten "kleinen Stadtsignet" taucht wieder der Schrägrechtsbalken auf, der aber wegen der geringen Größe nur mit einem Krebs belegt ist, während die beiden anderen Krebse ihn rechts und links im Wappenfeld begleiten. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts zeigen die Wurzacher Stadtsiegel das Wappen mit dem Schrägrechtsbalken zunächst mit drei, dann mit einem (ab etwa 1907) und seit 1935 wieder mit drei Krebsen belegt.
Nach der angeblich aus dem 17. Jahrhundert stammenden Farbtradition waren der Schild silbern (weiß), der Schrägbalken schwarz und die Krebse rot darzustellen. Zur Beseitigung des darin enthaltenen Verstoßes gegen die heraldische Regel, wonach rote Figuren nicht auf schwarzem Grund stehen dürfen, und weil die drei kleinen Krebse in den modernen Stempelabdrücken kaum zu erkennen waren, beschloss der Stadtrat 1962 eine Änderung des Stadtwappens. Auf Anraten der Württembergischen Archivdirektion wurde die folgende, vom ältesten Stadtsiegel abgeleitete Form gewählt und am 26. Mai 1966 durch das Innenministerium verliehen: in Silber (Weiß) ein aufrechter roter Krebs. Die schon vor 1914 übliche dreifarbige Flagge Rot-Gelb-Blau blieb unverändert gültig.
Quelle: Falk, Reiner: Bad Wurzach: Gemeindewappen aus dem Landkreis Ravensburg (9), in: Im Oberland, 5. Jahrgang 1994, Heft 2, S. 52-59