Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach
Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach wird alle zwei Jahre in geraden Kalenderjahren vergeben. Er ist einer der höchstdotierten Literaturpreise Deutschlands. Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis zeichnet Werke aus, die Inhalte der Geschichte des deutschsprachigen Raumes seit etwa 1715 einem breiten Leserkreis menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahe bringen. Der Preis verbindet damit Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland.
Im folgenden finden Sie Informationen rund um die Preisverleihung:
News
Prof. Dr. Ewald Frie erhält Friedrich-Schiedel-Literaturpreis 2025
Der mit 10.000 Euro dotierte „Friedrich-Schiedel-Literaturpreis“ wird alle zwei Jahre vergeben. Als diesjährigen Preisträger hat die Jury der Stiftung den deutschen Historiker und Autor Prof. Dr. Ewald Frie von der Universität Tübingen und sein 2023 im Verlag C.H.Beck erschienenes Werk „Ein Hof und elf Geschwister – Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben“ ausgewählt. Die Preisverleihung wird am Sonntag, 28. September, um 10:30 Uhr im Bad Wurzacher Kurhaus am Kurpark stattfinden.
Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis zeichnet Werke aus, die Inhalte der Geschichte des deutschsprachigen Raumes seit etwa 1715 einem breiten Leserkreis menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahebringen. Der Preis verbindet damit Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland.
Die mit Literatur- und Geschichtswissenschaftlern sowie Personen des öffentlichen Lebens besetzte Jury unter Vorsitz des in München ansässigen Rechtsanwalts Dietrich von Buttlar hatte sich bei der Auswahl einstimmig für „Ein Hof und elf Geschwister“ entschieden. Das Werk berichtet darüber, wie die frühere stolze bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit im Laufe der Sechzigerjahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwindet.
Der diesjährige Preisträger erzählt am Beispiel seiner Familie von dieser großen Zäsur. Mit wenigen Strichen, anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste. „Die Beschreibung dieses historischen Phänomens trifft den Stiftungszweck des Preises gerade auch im Hinblick auf den persönlichen Werdegang des Stifters Senator Friedrich Schiedel sehr gut“, war sich die Jury bei der Auswahl einig. „Frie verbindet die wissenschaftliche Dokumentation und Analyse des Historikers mit der einfühlsamen literarischen Beschreibung der eigenen bäuerlichen Heimat und bietet dem Leser so die Möglichkeit, sich selbst durch seine eigene Vergangenheit in der Gegenwart zu verstehen. Der große Erfolg des Werkes in den Buchläden spricht für sich!“
Der 1962 in Nottuln im Münsterland geborene, promovierte Preisträger hat an der Universität Münster Geschichte studiert und ist nach verschiedenen beruflichen Stationen u.a. am Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen, der Universität Essen oder der Universität Trier zuletzt seit Oktober 2008 an der Universität Tübingen als Professor für Neuere Geschichte tätig. Zu seinen literarischen Werken neben „Ein Hof und elf Geschwister“, das 2023 bereits mit dem Deutschen Sachbuchpreis ausgezeichnet wurde, zählen u.a. verschiedene Monographien wie beispielsweise „Die Geschichte der Welt“ (Verlag C.H.Beck, 2017), „Friedrich II. (Rowohlt-Verlag, 2012) oder „Das Deutsche Kaiserreich“ (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004).
Seit 1983 wird der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach üblicherweise im zweijährigen Rhythmus verliehen. Er wurde 1982 vom Unternehmer Senator e.h. Friedrich Schiedel seiner Heimatstadt Bad Wurzach gestiftet. Schiedels Anliegen war es, einen Preis für Geschichtsschreibung in literarisch wertvoller Form auszuloben. Prof. Dr. Ewald Frie ist mittlerweile die 22. Preisträger und folgt damit Persönlichkeiten wie Brigitte Hamann, Wibke Bruhns, Gustav Seibt, Günter de Bruyn, Golo Mann, Helmut Schmidt oder der zuletzt ausgezeichneten österreichischen Autorin Monika Czernin.
Der Preis
Friedrich-Schiedel-Literaturpreis - Der Preis
Der Preis ist mit 10.000,-- Euro dotiert. Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach wird alle zwei Jahre in geraden Kalenderjahren vergeben. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige sechsköpfige Jury. Vorschlagsberechtigt sind ausschließlich die Mitglieder der Jury. Von außen an die Jury herangetragene Vorschläge können, sofern sie schriftlich mit ausreichender angemessener Begründung vorliegen, in die Vorschlagsliste aufgenommen werden. Ein Anspruch darauf besteht nicht. Eigenbewerbungen sind ausgeschlossen. Die Jury ist durch die Auswahl der Preisträger und deren Bücher bestrebt, sowohl in ausgewogener Weise dem Anliegen des Stifters und Initiators des Literaturpreises zu entsprechen, als auch durch ausführliche Begründungen ihre Entscheidungen transparent zu machen.
Anfänge und Anliegen des Preises
Am 11. Juli 1981 trug Senator e. h. Friedrich Schiedel seiner Heimatstadt, Bad Wurzach, erstmals mündlich an, ihr einen Literaturpreis stiften zu wollen, dessen Vergabe allerdings nicht auf Autorinnen oder Autoren des oberschwäbischen Raumes eingeengt werden, sondern Historiker und Schriftsteller des gesamten deutschsprachigen Raumes erfassen sollte. Dieses Vorhaben nahm im Jahre 1982 erste Konturen an. An den Verhandlungen nahm auch Professor Dr. Dr. Störig, sein Freund und Weggefährte, teil. Während sich Senator e. h. Schiedel als Initiator und Stifter des Preises verstand, erwies sich Professor Störig (langjähriges Mitglied der Jury) als der belebende und befruchtende Geist, so dass er mit Fug und Recht als der Spiritus rector des Preises bezeichnet werden darf.
Senator e. h. Schiedel wollte jedoch nicht den erfreulich vielen Literaturpreisen in der Bundesrepublik Deutschland einen weiteren hinzuzufügen. Der mit seinem Namen verknüpfte Preis sollte vielmehr ein unverwechselbares Profil haben. Sein Anliegen war es, einen Preis für Geschichtsschreibung in literarisch wertvoller Form auszuloben. Die literarische Dimension sollte gleichgewichtig stehen neben dem Erinnern, Erzählen und Bewahren geschichtlicher Ereignisse und Tatbestände, denn Geschichte als ein unser gegenwärtiges Denken und Handeln befruchtendes Element wird nur lebendig durch die Sprache. Geschichtliche Vorgänge und Tatbestände objektiv und unverfälscht, zugleich aber mit hoher Erzählkunst und sprachlicher Eleganz einem breiten Leserkreis zu vermitteln, das lag dem Initiator und Stifter besonders am Herzen. Joachim Fest, der spätere Preisträger für das Jahr 1996, unterstreicht in seinem Buch "Aufgehobene Vergangenheit", der Blick in die jüngere Vergangenheit lehre, "dass nichts so viel Unglück, so viel Terror und Schrecken heraufbeschworen hat, wie falsches historisches Bewusstsein". Mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach werden daher Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die Geschichte und Sprache meisterhaft miteinander verknüpfen und Geschichte historisch unverfälscht einem großen Leserkreis nahe bringen, sei es als Sachbuch oder Roman.
Die Kriterien der Preisvergabe wurden in der Satzung für den "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach" vom 26. Mai 1983 wie folgt festgeschrieben:
"Der Preis wird vergeben an einen lebenden Autor oder eine lebende Autorin deutscher Muttersprache für ein in deutscher Sprache verfasstes Buch. Das Buch soll einen engen Bezug zurGeschichte des deutschen Volks- und Sprachraums der Geschichte etwa von 1715 bis zur Gegenwart haben. Es soll diesen Zeitraum oder einen Abschnitt daraus einem breiten Leserkreis auf der Grundlage des tatsächlichen historischen Geschehens menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahe bringen, sei es als Sachbuch, sei es als historischer Roman. Das Erscheinen des Buches soll nicht länger als 15 Jahre vor dem Jahr der Preisverleihung liegen. Es darf die geschichtlichen Tatbestände nicht verfälschen."
Diese Kombination von Geschichte und Literatur habe ihn fasziniert, so der Preisträger für das Jahr 1985, Golo Mann. Er bestätigte dem Initiator und Stifter, dass sich der Preis dadurch in bemerkenswerter Weise von anderen Literaturpreisen abhebe. In der Tat: Alle Preisträger konnten sich mit diesem Anliegen des Preises identifizieren. Bedeutende und angesehene Historiker sowie Schriftsteller haben als Preisträger dem Preis Gewicht verliehen und mit der Annahme des Preises auch dazu beigetragen, diesem hohes Ansehen zu verschaffen.
Senator e. h. Schiedel hat in den ersten Jahren des Bestehens des Preises als Vorsitzender der Jury ganz wesentlich die Auswahl der Preisträger beeinflusst und damit auch, so sein Nachfolger im Amt, Alois Graf von Waldburg-Zeil, die Richtung für die künftige Arbeit der Jury vorgegeben. Diesem Vermächtnis fühlen sich die Juroren verpflichtet. Der Preis erweist sich inzwischen als ein kultureller Glücksfall sowohl für die Stadt Bad Wurzach als auch für den Landkreis Ravensburg.
Ort der Preisverleihung
Friedrich-Schiedel-Literaturpreis - Ort der Preisverleihung
Bis 2008 fanden die Preisverleihungen im barocken Treppenhaus des Bad Wurzacher Schlosses statt. Seit 2010 erfolgt die Preisverleihung im Kursaal des Bad Wurzacher Kurhauses am Kurpark, Kirchbühlstraße 1, 88410 Bad Wurzach.
Nächste Preisverleihung
Die diesjährige Verleihung wird am Sonntag, 28. September 2025, 10:30 Uhr im Kurhaus Bad Wurzach (Kirchbühlstraße 1) stattfinden.
Der diesjährige Preisträger
Prof. Dr. Ewald Frie
ist der diesjährige Preisträger für sein Werk „Ein Hof und elf Geschwister – Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben“ (Verlag C.H.Beck, 2023).
Zum Inhalt des Buchs:
Die stolze bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit ist im Laufe der Sechzigerjahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwunden. Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von der großen Zäsur. Mit wenigen Strichen, anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste.
Zuchtbullen für die monatliche Auktion, Kühe und Schweine auf der Weide, Pferde vor dem Pflug, ein Garten für die Vorratshaltung – der Hof einträglich bewirtschaftet von Eltern, Kindern und Hilfskräften. Das bäuerliche Leben der Fünfzigerjahre scheint dem Mittelalter näher als unserer Zeit. Doch dann ändert sich alles: Einst wohlhabende und angesehene Bauern gelten trotz aller Modernisierung plötzlich als ärmlich und rückständig, ihre Kinder riechen nach Stall und schämen sich. Wege aus der bäuerlichen Welt weist die katholische Kirche mit neuer Jugendarbeit. Der Sozialstaat hilft bei Ausbildung und Hofübergabe.
Schon in den Siebzigerjahren ist die Welt auf dem Land eine völlig andere. Staunend blickt man zurück, so still war der Wandel: «Mein Gott, das hab ich noch erlebt, das kommt mir vor wie aus einem anderen Jahrhundert.» Ewald Frie hat seine zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969, gefragt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Sein glänzend geschriebenes Buch lässt mit treffsicherer Lakonie den großen Umbruch lebendig werden.
Frühere Preisträger
Nachfolgend die Übersicht über die bisherigen Preisträger. Details zu den einzelnen Verleihungen finden Sie unter mehr
2023 - Monika Czernin
für ihr Buch „Der Kaiser reist inkognito – Joseph II. und das Europa der Aufklärung“ (Penguin Verlag München, 2021).
2021 - Arno Geiger
für seinen geschichtlichen Roman „Unter der Drachenwand“ “ (Carl Hanser Verlag München, 2018)
2018 - Wolfgang Brenner
für sein Buch "Zwischen Ende und Anfang – Nachkriegsjahre in Deutschland“ (dtv-Verlag, München, 2016)
2016 - Prof. Dr. Herfried Münkler
für sein Buch "Der große Krieg - Die Welt 1914-1918" (Rowohlt-Verlag, Berlin 2013)
2014 - Philipp Blom
für sein Buch "Der taumelnde Kontinent, Europa 1900-1914" (Carl-Hanser-Verlag, München 2009)
2012 - Dr. Gustav Seibt
für sein Buch "Goethe und Napoleon - Eine historische Begegnung" (C.H.-Beck-Verlag, München 2008)
2010 - Dr. phil. Ehrhardt
für sein Buch "Unsere Revolution - Die Geschichte der Jahre 1989/90" (Piper-Verlag GbmH, München 2008)
2008 - Bettina Baláka
für ihr Buch "Eisflüstern" (Literaturverlag Droschl, Graz - Wien 2006)
2006 - Wibke Bruhns
für ihr Buch "Meines Vaters Land - Geschichte einer deutschen Familie (Ullstein Buchverlage GmbH, Econ, Berlin 2004)
2004 - Arno Surminski
für sein Buch "Sommer vierundvierzig oder Wie lange fährt man von Deutschland nach Ostpreußen" (Ullstein-Verlag, Berlin 1997)
2002 - Prof. Dr. Heinrich August Winkler
für seine zweibändige deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrunderts "Der lange Weg nach Westen" (C.H.-Beck-Verlag, München 2000)
2000 - Günter de Bruyn
für seine autobiografischen Bücher "Zwischenbilanz - Eine Jugend in Berlin", "Vierzig Jahre - Ein Lebensbericht", und sein Buch "Die Finkensteins - Eine Familie im Dienste Preußens"
1998 - Dr. Brigitte Hamann
für ihr Buch "Hitlers Wien - Lehrjahre eines Diktators" (Piper-Verlag, München - Zürich 1996)
1996 - Dr. h.c. Joachim Fest
für sein Buch "Staatsstreich - Der lange Weg zum 20. Juli"
1994 - Christian Graf von Krockow
für sein Buch "Preußen - eine Bilanz"
1992 - Dr. Martin Walser
für sein Buch "Verteidigung der Kindheit"
1990 - Helmut Schmidt
für sein Buch "Menschen und Mächte"
1989 - Hilde Spiel
für ihr Buch "Glanz und Untergang, Wien 1866 bis 1938"
1987 - Horst Bienek
für sein Buch "Erde und Feuer"
1985 - Golo Mann
für sein Buch "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts", Auszug als "Deutsche Geschichte 1919 bis 1945"
1983 - Sebastian Haffner
für sein Buch "Anmerkungen zu Hitler"
Die Stiftung "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis" und ihre Organe
Die Organe der Stiftung
Der Vorstand:
Vorsitzender ist der jeweilige Bürgermeister der Stadt Bad Wurzach, derzeit Bürgermeisterin Alexandra Scherer
Der Beirat:
Vorsitzender ist der jeweilige 1. Bürgermeisterstellvertreter, derzeit Stadtrat Klaus Schütt
Die Jury:
Herr Rechtsanwalt Dietrich von Buttlar, München (Vorsitzender)
Herr Prof. Dr. Walter Bernhart, Graz
Herr Jo Lendle, München
Frau Dr. Ute Schmidt-Berger, Bad Salzschlirf/Fulda
Herr Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Bonn
Herr Robert Stützle, Bad Wurzach
Friedrich Schiedel (Gründer)
Friedrich Schiedel - Der Initiator und Stifter
Senator e. h. Friedrich Schiedel wurde am 13. September 1913 in Baierz, heute Stadt Bad Wurzach, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Hauerz, heute ebenfalls Stadt Bad Wurzach, und dem Gymnasium in Ellwangen studierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule und danach am Polytechnikum in München und wurde Bauingenieur. In den Jahren von 1942 bis 1945 war er zum Kriegsdienst eingezogen.
Ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, gründete er seine erste Firma, die Einzelfirma Erbacher Bauwaren "mit zwei geliehenen Schaufeln und einer geliehenen Schubkarre", wie er stets gern erzählte. Bereits im Jahre 1947 spezialisierte er sein Betonwerk in Erbach zu einem Kaminwerk, dessen Herstellungssortiment im Jahre 1951 ausschließlich auf die Fabrikation von doppelwandigen Kaminen reduziert wurde. Die Firma produzierte von nun an unter dem Namen "Schiedel" mit 17 Mitarbeitern auf eigenem Grund und Boden. 1952 wurde die Produktion von Kaminsteinen in München aufgenommen.
In den Jahren von 1961 bis 1966 baute Senator e. h. Schiedel mehrere Produktions- und Vertriebsstätten in den Ballungszentren der Bundesrepublik Deutschland auf und 1966 auch in der Republik Österreich. Im Jahre 1971 wurde in München ein zentrales Verwaltungsgebäude errichtet. In den Jahren von 1971 bis 1990 baute er den Geschäftsbetrieb immer weiter aus, er war alleiniger Gesellschafter der Friedrich Schiedel Holding GmbH in München und der Friedrich Schiedel Holding Ges.m.b.H in Österreich. 1990 übertrug er die Schiedel-Firmengruppe in der Bundesrepublik Deutschland und 1991 die in der Republik Österreich an die Firma Braas GmbH.
Hinter dieser schlichten Darstellung des Aufstiegs aus ländlichem Umfeld zum Unternehmer und Mäzenat verbirgt sich eine äußerst erfolgreiche und herausragende Lebensleistung. Senator e. h. Friedrich Schiedel war als Unternehmer weitsichtig in seinem Denken, hatte stets klare Vorstellungen und Konzepte und war tatkräftig in seinem Handeln. Dabei hatte er immer ein offenes Herz für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen er in seiner "Schiedel-Familie" ein strenger, manchmal auch lautstarker Chef war, jedoch immer voller Fürsorge und nach einem reinigendem Gewitter auch wieder freundschaftlich zugetan. So war das Humankapital seiner "Schiedel-Familie" ein entscheidender Faktor für seine prosperierenden Unternehmensgruppen. Sicherlich waren es die besonderen Umstände in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Städte in den deutschen Landen noch in Schutt und Asche lagen, die einer Persönlichkeit vom Schlage des Senators e. h . Schiedel auch große Chancen eröffneten. Gerade in dieser Zeit waren Persönlichkeiten gefragt, die zupackten, ohne Scheu und ohne lange zu zögern. Als ein gestandener Mann seiner Generation war die Triebfeder seines Handelns damals ganz sicher nicht primär mit dem Willen verbunden, durch eine erfolgreiche mittelständische Unternehmenspolitik auch zum Förderer der Literatur, des Geschichtsbewusstseins und der Wissenschaft zu avancieren, denn seine Anfänge waren in der Tat bescheiden. Was er tat, tat er zuallererst, um als Unternehmer Fuß zu fassen - und auch, um seinen unternehmerischen Beitrag zum Wiederaufbau Deutschlands zu leisten.
Dies ist die eine Seite der Persönlichkeit des Senators e. h. Friedrich Schiedel. Sie allein aber zu skizzieren, würde der enormen Bandbreite seines Wirkens und Schaffens nicht gerecht.
Als Arbeitgeber hatte er stets einen Blick für die sozialen Nöte der Menschen, die ihn umgaben. Ihnen beizustehen, so gut er es konnte, war für ihn einfach selbstverständlich. Als überzeugter Staatsbürger des neuen demokratischen Staates Bundesrepublik Deutschland wollte er aber auch, ohne sich je politisch engagiert zu haben, seinen Beitrag im sozialen und wissenschaftlichen Bereich leisten und als Liebhaber der schönen Künste ebenso Akzente im kulturellen Bereich setzen. Dabei bündelte er sowohl seine Kräfte als auch seine finanziellen Möglichkeiten, gründete mehrere Stiftungen und stattete sie mit ansehnlichen Grundstockvermögen aus:
- 1982 die Stiftung "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach" mit Sitz in Bad Wurzach,
- 1982 die Stiftung für Energietechnik in Wien, die die Forschungs- und Lehrvorhaben sowie die damit verbundenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Dokumentationen auf den Gebieten der Energietechnik und der Kernfusion fördert sowie die Förderung von Forschungs- und Lehrvorhaben von fusionsrelevanten Hochtechnologien und von Alternativenergien,
- 1986 die "Friedrich Schiedel-Stiftung in München" zu Gunsten junger, alter, notleidender und kranker Menschen, insbesondere für Kinder und werdende Mütter ("soziale Komponente") und zur Förderung der Institute oder Teil-Institute von Universitäten, insbesondere der Technischen Universität München ("wissenschaftliche Komponente"),
- 1999 die "Stiftung Friedrich-Schiedel-Wissenschaftspreis zur Geschichte Oberschwabens" mit Sitz in Ravensburg; der Preis wird alle zwei Jahre in ungeraden Kalenderjahren verliehen.
Bei einem solch umfassenden Engagement als Unternehmer und Mäzenat blieben Ehrungen und hohe öffentliche Anerkennung nicht aus, wobei diese zu erreichen nicht Antrieb seines breitgefächerten Wirkens war, er sich jedoch ob solcher Auszeichnungen freute und sie stets mit einer gewissen Bescheidenheit, aber auch Dankbarkeit mit Blick auf sein gelungenes Lebenswerk entgegennahm. Er war
- Ehrenbürger der Stadt Bad Wurzach,
- Ehrensenator der Technischen Universität München,
- Inhaber des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,
- Inhaber des Goldenen Ehrenrings der Gemeinde Nußbach / Oberösterreich,
- Inhaber des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich,
- Inhaber des Verdienstkreuzes Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,
- Inhaber des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste und die Republik Österreich,
- Inhaber der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg,
- Inhaber des Bayrischen Verdienstordens,
- Inhaber des Silbernen Verdienstkreuzes des Landes Oberösterreich.
"Mein ganzes Leben lang", so formulierte er in seinem Kodizill, "durfte ich ein gewisses Wohlwollen unseres Herrgotts erfahren, und ich war keineswegs gezwungen, ein finsteres Leben zu führen. Das Gegenteil war der Fall."
In der Tat: Ihm gelang eine außergewöhnliche Lebensleistung. Er nutzte die Gunst der Umstände nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zusammenwirken verschiedener Charaktereigenschaften wie technischer Sachverstand, kaufmännischer Geschäftssinn, ausgeprägtes Sozialbewusstsein seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Öffentlichkeit gegenüber, stets an Musik und Literatur interessiert, von hohem Geschichtsbewusstsein getragen, der Forschung technischer Wissenschaften zugetan, setzte er immer wieder kreative Kräfte frei, mit denen er generös sein außergewöhnliches Lebenswerk garnierte.
Alljährlich nahm er bis in sein hohes Alter als Reiter hoch zu Ross mit eigenem Pferd an der Reiterprozession zur Feier des Heilig-Blutfestes in Bad Wurzach teil. Das Hl.-Blutfest hat er stets als "sein höchstes Fest im Jahreslauf" bezeichnet. Als Hl.-Blutreiter hat er es auch aktiv als ein Fest öffentlichen Glaubensbekenntnisses und heimatlich-religiösen Brauchtums mitgestaltet.
Sein Freund und Weggefährte, Professor Dr. Dr. Störig, kleidete sein Leben und sein Lebenswerk kurz und knapp, aber äußerst zutreffend in die Worte: "Bescheiden in den Anfängen, imponierend im Abschluss."
Presse
An dieser Stelle finden Sie Pressemitteilungen der Stadt Bad Wurzach zu den letzten Auszeichnungen:
- Bekanntgabe der Preisträgerin 2023 (Monika Czernin) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2021 (PDF-Datei)
- Termin Preisverleihung 2021 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2020/2021 (Arno Geiger) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2018 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2018 (Wolfgang Brenner) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2016 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2016 (Herfried Münkler) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2014 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2014 (Philipp Blom) (PDF-Datei)