Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach
Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach wird alle zwei Jahre in geraden Kalenderjahren vergeben. Er ist einer der höchstdotierten Literaturpreise Deutschlands. Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis zeichnet Werke aus, die Inhalte der Geschichte des deutschsprachigen Raumes seit etwa 1715 einem breiten Leserkreis menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahe bringen. Der Preis verbindet damit Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland.
Im folgenden finden Sie Informationen rund um die Preisverleihung:
News
Monika Czernin mit Literaturpreis 2023 ausgezeichnet: „Ich fühle mich außerordentlich geehrt“
Die österreichische Autorin und Filmemacherin Monika Czernin wurde am 17. September 2023 mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis für ihr 2021 erschienenes Werk „Der Kaiser reist inkognito – Joseph II. und das Europa der Aufklärung“ ausgezeichnet. Zahlreiche Gäste nahmen an der Preisverleihung im Wurzacher Kurhaus sowie an der Autorenlesung am Nachmittag an gleicher Stelle teil.
In ihrer Begrüßungsansprache bei der Verleihung betonte Bürgermeisterin Alexandra Scherer unter anderem die Begründung der Juryauswahl für die diesjährige Prämierung. „Czernins Buch befasst sich bei Joseph II. mit einer Persönlichkeit, die als der vielleicht vollkommenste aufgeklärte Herrscher der europäischen Geschichte bezeichnet wurde. Ein mutiger und außergewöhnlicher Regent, der mit seinem enormen Reformeifer einen Modernisierungsschub einleitete, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind.“ Das ausgezeichnete Werk entspreche daher in hervorragender Weise den Vergabekriterien des Preises, indem es einen Abschnitt der Geschichte des deutschen Sprachraums der letzten 300 Jahre menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form darstelle.
Die ebenfalls aus Österreich stammende Laudatorin Prof. Dr. Brigitte Mazohl gab einen umfassenden Einblick in die Arbeitsweise und das Werk der ausgezeichneten Autorin und hob in ihrer Ansprache insbesondere die mitreißende Ausdrucksfähigkeit der neuen Preisträgerin heraus. „Monika Czernin gelingt es, den Leser sprichwörtlich hautnah in die Geschichte eintauchen und erfahren zu lassen, wie sich die Dinge damals zugetragen haben“. Mit der Beschreibung einer großen Umbruchzeit im Vorfeld der französischen Revolution stelle das Werk auch einen hervorragenden Bezug zur Gegenwart dar, wo die Menschheit erneut vor grundlegenden Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel stehe.
Die Geehrte selbst zeigte sich sichtlich gerührt von der Auszeichnung. „Ich bin extrem dankbar für den Preis, weil dieser so gut zu dem passt, wofür ich arbeite und lebe“, so Monika Czernin. Die Verbindung von Literatur und Geschichte sei eine einzigartige Kombination – der Wille des Stifters Friedrich Schiedel entspreche sozusagen dem „inneren Kompaß“ ihres Schaffens.
Als Preisträgerin des seit 1983 verliehenen Friedrich-Schiedel-Literaturpreises tritt Monika Czernin in eine Reihe mit Persönlichkeiten wie Günter de Bruyn, Golo Mann, Helmut Schmidt oder dem zuletzt ausgezeichneten Arno Geiger. Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis verbindet Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland.
Musikalisch umrahmt wurde die festliche Preisverleihung durch die Stadtkapelle Bad Wurzach. Nicht fehlen durfte am Tag der Preisverleihung auch der Eintrag der Preisträgerin ins goldene Buch der Stadt Bad Wurzach.
Weitere Informationen:
Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis zeichnet Werke aus, die Inhalte der Geschichte des deutschsprachigen Raumes seit etwa 1715 einem breiten Leserkreis menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahebringen. Der Preis verbindet damit Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland.
Der Preis
Friedrich-Schiedel-Literaturpreis - Der Preis
Der Preis ist mit 10.000,-- Euro dotiert. Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach wird alle zwei Jahre in geraden Kalenderjahren vergeben. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige sechsköpfige Jury. Vorschlagsberechtigt sind ausschließlich die Mitglieder der Jury. Von außen an die Jury herangetragene Vorschläge können, sofern sie schriftlich mit ausreichender angemessener Begründung vorliegen, in die Vorschlagsliste aufgenommen werden. Ein Anspruch darauf besteht nicht. Eigenbewerbungen sind ausgeschlossen. Die Jury ist durch die Auswahl der Preisträger und deren Bücher bestrebt, sowohl in ausgewogener Weise dem Anliegen des Stifters und Initiators des Literaturpreises zu entsprechen, als auch durch ausführliche Begründungen ihre Entscheidungen transparent zu machen.
Anfänge und Anliegen des Preises
Am 11. Juli 1981 trug Senator e. h. Friedrich Schiedel seiner Heimatstadt, Bad Wurzach, erstmals mündlich an, ihr einen Literaturpreis stiften zu wollen, dessen Vergabe allerdings nicht auf Autorinnen oder Autoren des oberschwäbischen Raumes eingeengt werden, sondern Historiker und Schriftsteller des gesamten deutschsprachigen Raumes erfassen sollte. Dieses Vorhaben nahm im Jahre 1982 erste Konturen an. An den Verhandlungen nahm auch Professor Dr. Dr. Störig, sein Freund und Weggefährte, teil. Während sich Senator e. h. Schiedel als Initiator und Stifter des Preises verstand, erwies sich Professor Störig (langjähriges Mitglied der Jury) als der belebende und befruchtende Geist, so dass er mit Fug und Recht als der Spiritus rector des Preises bezeichnet werden darf.
Senator e. h. Schiedel wollte jedoch nicht den erfreulich vielen Literaturpreisen in der Bundesrepublik Deutschland einen weiteren hinzuzufügen. Der mit seinem Namen verknüpfte Preis sollte vielmehr ein unverwechselbares Profil haben. Sein Anliegen war es, einen Preis für Geschichtsschreibung in literarisch wertvoller Form auszuloben. Die literarische Dimension sollte gleichgewichtig stehen neben dem Erinnern, Erzählen und Bewahren geschichtlicher Ereignisse und Tatbestände, denn Geschichte als ein unser gegenwärtiges Denken und Handeln befruchtendes Element wird nur lebendig durch die Sprache. Geschichtliche Vorgänge und Tatbestände objektiv und unverfälscht, zugleich aber mit hoher Erzählkunst und sprachlicher Eleganz einem breiten Leserkreis zu vermitteln, das lag dem Initiator und Stifter besonders am Herzen. Joachim Fest, der spätere Preisträger für das Jahr 1996, unterstreicht in seinem Buch "Aufgehobene Vergangenheit", der Blick in die jüngere Vergangenheit lehre, "dass nichts so viel Unglück, so viel Terror und Schrecken heraufbeschworen hat, wie falsches historisches Bewusstsein". Mit dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach werden daher Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die Geschichte und Sprache meisterhaft miteinander verknüpfen und Geschichte historisch unverfälscht einem großen Leserkreis nahe bringen, sei es als Sachbuch oder Roman.
Die Kriterien der Preisvergabe wurden in der Satzung für den "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach" vom 26. Mai 1983 wie folgt festgeschrieben:
"Der Preis wird vergeben an einen lebenden Autor oder eine lebende Autorin deutscher Muttersprache für ein in deutscher Sprache verfasstes Buch. Das Buch soll einen engen Bezug zurGeschichte des deutschen Volks- und Sprachraums der Geschichte etwa von 1715 bis zur Gegenwart haben. Es soll diesen Zeitraum oder einen Abschnitt daraus einem breiten Leserkreis auf der Grundlage des tatsächlichen historischen Geschehens menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahe bringen, sei es als Sachbuch, sei es als historischer Roman. Das Erscheinen des Buches soll nicht länger als 15 Jahre vor dem Jahr der Preisverleihung liegen. Es darf die geschichtlichen Tatbestände nicht verfälschen."
Diese Kombination von Geschichte und Literatur habe ihn fasziniert, so der Preisträger für das Jahr 1985, Golo Mann. Er bestätigte dem Initiator und Stifter, dass sich der Preis dadurch in bemerkenswerter Weise von anderen Literaturpreisen abhebe. In der Tat: Alle Preisträger konnten sich mit diesem Anliegen des Preises identifizieren. Bedeutende und angesehene Historiker sowie Schriftsteller haben als Preisträger dem Preis Gewicht verliehen und mit der Annahme des Preises auch dazu beigetragen, diesem hohes Ansehen zu verschaffen.
Senator e. h. Schiedel hat in den ersten Jahren des Bestehens des Preises als Vorsitzender der Jury ganz wesentlich die Auswahl der Preisträger beeinflusst und damit auch, so sein Nachfolger im Amt, Alois Graf von Waldburg-Zeil, die Richtung für die künftige Arbeit der Jury vorgegeben. Diesem Vermächtnis fühlen sich die Juroren verpflichtet. Der Preis erweist sich inzwischen als ein kultureller Glücksfall sowohl für die Stadt Bad Wurzach als auch für den Landkreis Ravensburg.
Ort der Preisverleihung
Friedrich-Schiedel-Literaturpreis - Ort der Preisverleihung
Bis 2008 fanden die Preisverleihungen im barocken Treppenhaus des Bad Wurzacher Schlosses statt. Seit 2010 erfolgt die Preisverleihung im Kursaal des Bad Wurzacher Kurhauses am Kurpark, Kirchbühlstraße 1, 88410 Bad Wurzach.
Nächste Preisverleihung
Im Jahr 2023 fand die letzte Preisverleihung am Sonntag, 17. September statt - nähere Informationen finden Sie bei der aktuellen Preisträgerin. Die nächste Verleihung ist für September 2025 geplant.
Die aktuelle Preisträgerin
Monika Czernin
ist die aktuelle Preisträgerin mit ihrem Werk „Der Kaiser reist inkognito – Joseph II. und das Europa der Aufklärung“ (Penguin Verlag München, 2021).
Zum Inhalt des Buchs:
Ende des 18. Jahrhunderts geraten die europäischen Monarchien ins Wanken. Der Sohn Maria Theresias, Kaiser Joseph II., erkennt den Reformbedarf und greift begierig die Ideen der Aufklärung auf. Ohne Pomp und großes Gefolge – inkognito – bereist er sein riesiges Reich. Mit eigenen Augen sieht er, wie seine Untertanen leben, unter Frondiensten leiden, hungern. Er trifft einfache Menschen ebenso wie Fürsten und Könige, besucht Krankenhäuser und Fabriken, immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen für den Aufbau seines modernen Staates. Bei seiner Schwester in Versailles sieht er die Französische Revolution heraufziehen. Am Ende hat Joseph II. ein Viertel seiner Regierungszeit unterwegs verbracht. Monika Czernin schildert einen außergewöhnlichen Herrscher, der seiner Zeit in vielem voraus war.
Preisverleihung am 17.09.2023:
Die Verleihung an die neue Preisträgerin fand im September 2023 im Kurhaus in Bad Wurzach statt. Dazu folgende weiteren Informationen:
Frühere Preisträger
Nachfolgend die Übersicht über die bisherigen Preisträger. Details zu den einzelnen Verleihungen finden Sie unter mehr
2021 - Arno Geiger
für seinen geschichtlichen Roman „Unter der Drachenwand“ “ (Carl Hanser Verlag München, 2018)
2018 - Wolfgang Brenner
für sein Buch "Zwischen Ende und Anfang – Nachkriegsjahre in Deutschland“ (dtv-Verlag, München, 2016)
2016 - Prof. Dr. Herfried Münkler
für sein Buch "Der große Krieg - Die Welt 1914-1918" (Rowohlt-Verlag, Berlin 2013)
2014 - Philipp Blom
für sein Buch "Der taumelnde Kontinent, Europa 1900-1914" (Carl-Hanser-Verlag, München 2009)
2012 - Dr. Gustav Seibt
für sein Buch "Goethe und Napoleon - Eine historische Begegnung" (C.H.-Beck-Verlag, München 2008)
2010 - Dr. phil. Ehrhardt
für sein Buch "Unsere Revolution - Die Geschichte der Jahre 1989/90" (Piper-Verlag GbmH, München 2008)
2008 - Bettina Baláka
für ihr Buch "Eisflüstern" (Literaturverlag Droschl, Graz - Wien 2006)
2006 - Wibke Bruhns
für ihr Buch "Meines Vaters Land - Geschichte einer deutschen Familie (Ullstein Buchverlage GmbH, Econ, Berlin 2004)
2004 - Arno Surminski
für sein Buch "Sommer vierundvierzig oder Wie lange fährt man von Deutschland nach Ostpreußen" (Ullstein-Verlag, Berlin 1997)
2002 - Prof. Dr. Heinrich August Winkler
für seine zweibändige deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrunderts "Der lange Weg nach Westen" (C.H.-Beck-Verlag, München 2000)
2000 - Günter de Bruyn
für seine autobiografischen Bücher "Zwischenbilanz - Eine Jugend in Berlin", "Vierzig Jahre - Ein Lebensbericht", und sein Buch "Die Finkensteins - Eine Familie im Dienste Preußens"
1998 - Dr. Brigitte Hamann
für ihr Buch "Hitlers Wien - Lehrjahre eines Diktators" (Piper-Verlag, München - Zürich 1996)
1996 - Dr. h.c. Joachim Fest
für sein Buch "Staatsstreich - Der lange Weg zum 20. Juli"
1994 - Christian Graf von Krockow
für sein Buch "Preußen - eine Bilanz"
1992 - Dr. Martin Walser
für sein Buch "Verteidigung der Kindheit"
1990 - Helmut Schmidt
für sein Buch "Menschen und Mächte"
1989 - Hilde Spiel
für ihr Buch "Glanz und Untergang, Wien 1866 bis 1938"
1987 - Horst Bienek
für sein Buch "Erde und Feuer"
1985 - Golo Mann
für sein Buch "Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts", Auszug als "Deutsche Geschichte 1919 bis 1945"
1983 - Sebastian Haffner
für sein Buch "Anmerkungen zu Hitler"
Die Stiftung "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis" und ihre Organe
Die Organe der Stiftung
Der Vorstand:
Vorsitzender ist der jeweilige Bürgermeister der Stadt Bad Wurzach, derzeit Bürgermeisterin Alexandra Scherer
Der Beirat:
Vorsitzender ist der jeweilige 1. Bürgermeisterstellvertreter, derzeit Stadtrat Klaus Schütt
Die Jury:
Herr Rechtsanwalt Dietrich von Buttlar, München (Vorsitzender)
Herr Prof. Dr. Walter Bernhart, Graz
Herr Jo Lendle, München
Frau Dr. Ute Schmidt-Berger, Bad Salzschlirf/Fulda
Herr Prof. Dr. Joachim Scholtyseck, Bonn
Herr Robert Stützle, Bad Wurzach
Friedrich Schiedel (Gründer)
Friedrich Schiedel - Der Initiator und Stifter
Senator e. h. Friedrich Schiedel wurde am 13. September 1913 in Baierz, heute Stadt Bad Wurzach, geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Hauerz, heute ebenfalls Stadt Bad Wurzach, und dem Gymnasium in Ellwangen studierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule und danach am Polytechnikum in München und wurde Bauingenieur. In den Jahren von 1942 bis 1945 war er zum Kriegsdienst eingezogen.
Ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1946, gründete er seine erste Firma, die Einzelfirma Erbacher Bauwaren "mit zwei geliehenen Schaufeln und einer geliehenen Schubkarre", wie er stets gern erzählte. Bereits im Jahre 1947 spezialisierte er sein Betonwerk in Erbach zu einem Kaminwerk, dessen Herstellungssortiment im Jahre 1951 ausschließlich auf die Fabrikation von doppelwandigen Kaminen reduziert wurde. Die Firma produzierte von nun an unter dem Namen "Schiedel" mit 17 Mitarbeitern auf eigenem Grund und Boden. 1952 wurde die Produktion von Kaminsteinen in München aufgenommen.
In den Jahren von 1961 bis 1966 baute Senator e. h. Schiedel mehrere Produktions- und Vertriebsstätten in den Ballungszentren der Bundesrepublik Deutschland auf und 1966 auch in der Republik Österreich. Im Jahre 1971 wurde in München ein zentrales Verwaltungsgebäude errichtet. In den Jahren von 1971 bis 1990 baute er den Geschäftsbetrieb immer weiter aus, er war alleiniger Gesellschafter der Friedrich Schiedel Holding GmbH in München und der Friedrich Schiedel Holding Ges.m.b.H in Österreich. 1990 übertrug er die Schiedel-Firmengruppe in der Bundesrepublik Deutschland und 1991 die in der Republik Österreich an die Firma Braas GmbH.
Hinter dieser schlichten Darstellung des Aufstiegs aus ländlichem Umfeld zum Unternehmer und Mäzenat verbirgt sich eine äußerst erfolgreiche und herausragende Lebensleistung. Senator e. h. Friedrich Schiedel war als Unternehmer weitsichtig in seinem Denken, hatte stets klare Vorstellungen und Konzepte und war tatkräftig in seinem Handeln. Dabei hatte er immer ein offenes Herz für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen er in seiner "Schiedel-Familie" ein strenger, manchmal auch lautstarker Chef war, jedoch immer voller Fürsorge und nach einem reinigendem Gewitter auch wieder freundschaftlich zugetan. So war das Humankapital seiner "Schiedel-Familie" ein entscheidender Faktor für seine prosperierenden Unternehmensgruppen. Sicherlich waren es die besonderen Umstände in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Städte in den deutschen Landen noch in Schutt und Asche lagen, die einer Persönlichkeit vom Schlage des Senators e. h . Schiedel auch große Chancen eröffneten. Gerade in dieser Zeit waren Persönlichkeiten gefragt, die zupackten, ohne Scheu und ohne lange zu zögern. Als ein gestandener Mann seiner Generation war die Triebfeder seines Handelns damals ganz sicher nicht primär mit dem Willen verbunden, durch eine erfolgreiche mittelständische Unternehmenspolitik auch zum Förderer der Literatur, des Geschichtsbewusstseins und der Wissenschaft zu avancieren, denn seine Anfänge waren in der Tat bescheiden. Was er tat, tat er zuallererst, um als Unternehmer Fuß zu fassen - und auch, um seinen unternehmerischen Beitrag zum Wiederaufbau Deutschlands zu leisten.
Dies ist die eine Seite der Persönlichkeit des Senators e. h. Friedrich Schiedel. Sie allein aber zu skizzieren, würde der enormen Bandbreite seines Wirkens und Schaffens nicht gerecht.
Als Arbeitgeber hatte er stets einen Blick für die sozialen Nöte der Menschen, die ihn umgaben. Ihnen beizustehen, so gut er es konnte, war für ihn einfach selbstverständlich. Als überzeugter Staatsbürger des neuen demokratischen Staates Bundesrepublik Deutschland wollte er aber auch, ohne sich je politisch engagiert zu haben, seinen Beitrag im sozialen und wissenschaftlichen Bereich leisten und als Liebhaber der schönen Künste ebenso Akzente im kulturellen Bereich setzen. Dabei bündelte er sowohl seine Kräfte als auch seine finanziellen Möglichkeiten, gründete mehrere Stiftungen und stattete sie mit ansehnlichen Grundstockvermögen aus:
- 1982 die Stiftung "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach" mit Sitz in Bad Wurzach,
- 1982 die Stiftung für Energietechnik in Wien, die die Forschungs- und Lehrvorhaben sowie die damit verbundenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Dokumentationen auf den Gebieten der Energietechnik und der Kernfusion fördert sowie die Förderung von Forschungs- und Lehrvorhaben von fusionsrelevanten Hochtechnologien und von Alternativenergien,
- 1986 die "Friedrich Schiedel-Stiftung in München" zu Gunsten junger, alter, notleidender und kranker Menschen, insbesondere für Kinder und werdende Mütter ("soziale Komponente") und zur Förderung der Institute oder Teil-Institute von Universitäten, insbesondere der Technischen Universität München ("wissenschaftliche Komponente"),
- 1999 die "Stiftung Friedrich-Schiedel-Wissenschaftspreis zur Geschichte Oberschwabens" mit Sitz in Ravensburg; der Preis wird alle zwei Jahre in ungeraden Kalenderjahren verliehen.
Bei einem solch umfassenden Engagement als Unternehmer und Mäzenat blieben Ehrungen und hohe öffentliche Anerkennung nicht aus, wobei diese zu erreichen nicht Antrieb seines breitgefächerten Wirkens war, er sich jedoch ob solcher Auszeichnungen freute und sie stets mit einer gewissen Bescheidenheit, aber auch Dankbarkeit mit Blick auf sein gelungenes Lebenswerk entgegennahm. Er war
- Ehrenbürger der Stadt Bad Wurzach,
- Ehrensenator der Technischen Universität München,
- Inhaber des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,
- Inhaber des Goldenen Ehrenrings der Gemeinde Nußbach / Oberösterreich,
- Inhaber des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich,
- Inhaber des Verdienstkreuzes Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,
- Inhaber des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste und die Republik Österreich,
- Inhaber der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg,
- Inhaber des Bayrischen Verdienstordens,
- Inhaber des Silbernen Verdienstkreuzes des Landes Oberösterreich.
"Mein ganzes Leben lang", so formulierte er in seinem Kodizill, "durfte ich ein gewisses Wohlwollen unseres Herrgotts erfahren, und ich war keineswegs gezwungen, ein finsteres Leben zu führen. Das Gegenteil war der Fall."
In der Tat: Ihm gelang eine außergewöhnliche Lebensleistung. Er nutzte die Gunst der Umstände nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zusammenwirken verschiedener Charaktereigenschaften wie technischer Sachverstand, kaufmännischer Geschäftssinn, ausgeprägtes Sozialbewusstsein seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Öffentlichkeit gegenüber, stets an Musik und Literatur interessiert, von hohem Geschichtsbewusstsein getragen, der Forschung technischer Wissenschaften zugetan, setzte er immer wieder kreative Kräfte frei, mit denen er generös sein außergewöhnliches Lebenswerk garnierte.
Alljährlich nahm er bis in sein hohes Alter als Reiter hoch zu Ross mit eigenem Pferd an der Reiterprozession zur Feier des Heilig-Blutfestes in Bad Wurzach teil. Das Hl.-Blutfest hat er stets als "sein höchstes Fest im Jahreslauf" bezeichnet. Als Hl.-Blutreiter hat er es auch aktiv als ein Fest öffentlichen Glaubensbekenntnisses und heimatlich-religiösen Brauchtums mitgestaltet.
Sein Freund und Weggefährte, Professor Dr. Dr. Störig, kleidete sein Leben und sein Lebenswerk kurz und knapp, aber äußerst zutreffend in die Worte: "Bescheiden in den Anfängen, imponierend im Abschluss."
Presse
An dieser Stelle finden Sie Pressemitteilungen der Stadt Bad Wurzach zu den letzten Auszeichnungen:
- Bekanntgabe der Preisträgerin 2023 (Monika Czernin) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2021 (PDF-Datei)
- Termin Preisverleihung 2021 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2020/2021 (Arno Geiger) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2018 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2018 (Wolfgang Brenner) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2016 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2016 (Herfried Münkler) (PDF-Datei)
- Preisverleihung 2014 (PDF-Datei)
- Bekanntgabe des Preisträgers 2014 (Philipp Blom) (PDF-Datei)